Muskauer Straße 24

Kunst- und Gewerbehöfe Muskauer Straße 24 in Gefahr

Update Juni 2019

 

Es hat sich etwas getan in der Muskauer Straße 24. Allerdings leider nur wenig Positives für die Künstler*innen und Gewerbetreibenden, denn so wie es sich heute darstellt wird die gewachsene Struktur des Gewerbehofes nicht erhalten bleiben. 

 

Der Eigentümer ist von seinen überzogenen Mietforderungen nicht abgerückt. Das Social Impact Lab ist inzwischen ausgezogen, andere Gewerbemieter*innen haben die von ihnen genutzten Mietflächen verkleinert. Für die städtisch geförderten Ateliers wurde durch den Atelierbeauftragten und die landeseigene GSE eine Verlängerung des Mietvertrags um 3 Jahre (und keinesfalls mehr) verhandelt.

 

Das bedeutet für Kreuzberg und für Berlin den Verlust von weiteren Freiräumen, mit denen in Hochglanzbroschüren und im Internet fleißig geworben wird. „Seit einigen Wochen ist nun auch klar, wer den Zuschlag für die über 300 qm neu vermieteter Flächen bekommen hat“ schreiben uns die Künstler*innen. „Es ist eine junge Firma namens spacebase. Sie bezeichnen sich selbst als 'Airbnb für Gewerbeflächen'. Auf ihrer Plattform können zahlungskräftige Unternehmen stundenweise Gewerbeflächen mieten – für Besprechungen oder Workshops in vermeintlich trendiger Umgebung. Es ist ironisch, dass das Scheitern unseres Aufrufs zur Erhaltung gewachsener Strukturen nun gekrönt wird vom Einzug einer Firma, deren Geschäftsmodell auf der völligen Entkoppelung von Nutzern und Nachbarschaft basiert.“ 

 

Aus unserer Sicht keine gute Entwicklung für gewachsene Nachbarschaften und die dazugehörigen Kieze. 

Wir haben einen Blick auf die Webseite des Unternehmens geworfen und eine Momentaufnahme gemacht.

 

Ein 180 qm großes Loft in der Muskauer Straße 24 wird für 40,00 €/Stunde bzw. 320,00 € pro Tag vermietet. Ein "Harmonischer Meeting Raum in Kreuzberger Startup Büro" mit 12 qm kostet 8,00 €/Stunde bzw. 80,00 €/Tag.



Resolution: Kunst- und Gewerbehöfe Muskauer Straße 24 vor Verdrängung bewahren 

 

Wie schon beim Kampf um die Bäckerei Filou wird nun auch für die #Muskauer24 eine Resoultion in die Bezirksverordneten-versammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg beschlossen.

 

Hier ein Auszug:

 

Die Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg nimmt mit großer Sorge zur Kenntnis, dass mit den beiden Gewerbehöfen in den Hinterhöfen der Muskauer Straße 24 wieder eines der Projekte in seiner Existenz bedroht ist, welche den Charakter unseres Bezirks geprägt haben und entscheidend dazu beitragen, dass Friedrichshain-Kreuzberg so lebendig und als Lebensort so attraktiv ist, wie wir unseren Bezirk kennen und schätzen. Die Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg appelliert deshalb an das soziale Gewissen und die Verantwortung der Eigentümer*innen der Immobilie Muskauer Straße 24. Wir fordern Sie auf, die Kündigungen der Mietverträge bzw. die Mietaufschläge von bis zu 300% für die zahlreichen Ateliers, künstlerischen Produktionsstätten, Kleingewerbetreibenden und sozialen Unternehmen, die zum Teil seit mehr als drei Jahrzehnten in den Gewerbehöfen der Muskauer 24 beheimatet sind, zurückzunehmen.

 

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#m24bleibt

 

Hoffest gegen Verdängung am 22.06.2018 zwischen 18:00 und 20:00 Uhr. 

 

Geplant sind Performances, Informationen sowie eine Bar.

 

Es liest u.a. Corinna Harfouch Texte von Heiner Müller und es spielen die Parabelles.

 

Link zum Event.


Offener Brief der Künstler*innen und Gewerbetreibenden aus der Muskauer 24 in Kreuzberg an den Eigentümer, den Senat von Berlin und den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg

 

Ökonomische Vertreibung, soziale Entmischung, kulturelle Enteignung

 

Die Kunst- und Gewerbehöfe Muskauer Straße 24 sind eine echte Kreuzberger Mischung aus freien Ateliers und geförderten Ateliers des bbk (berufsverbands bildender künstler*innen), sozialem Unternehmertum und künstlerischen Produktionsstätten, die seit über drei Jahrzehnten besteht. Hier gingen mehrere Generationen von Berliner Künstler*innen ihrer Arbeit nach, in manchen der Ateliers wurde Berliner Geschichte geschrieben – der Dramatiker Heiner Müller verfasste hier seine letzten Arbeiten.

 

Nach Kündigung und gleichzeitigem Angebot einer 300%igen Mietsteigerung wenden sich nun die Mieter*innen der Muskauer 24 in einem offenen Brief an den Berliner Senat und an den Eigentümer Dr. Alexander Verowski. Keine der Mietparteien kann sich die geforderte Mieterhöhung leisten. Eine weitere wertvolle und einzigartige künstlerische und soziale Produktionsstätte in Kreuzberg droht zu verschwinden, um Platz zu machen für Start-ups und Spekulanten. 

 

Die Verfasser*innen des offenen Briefes verstehen ihre Situation als Teil der aktuellen Entwicklung von ökonomischer Vertreibung, sozialer Entmischung und kultureller Enteignung im Stadteil Kreuzberg: „Uns, den Künstler*innen und Gewerbetreibenden der Muskauer 24, droht heute ganz konkret die Vertreibung aus diesen Hinterhöfen Kreuzbergs, die wir jahrzehntelang aufgebaut haben, während die Politik zur gleichen Zeit Kultur- und Stadtentwicklungspolitik im Blindflug betrieb, um heute mit Schulterzucken auf das Gewerbemietrecht im Bund zu verweisen.“ 

 

Der Dramatiker Heiner Müller, dessen kulturelles Erbe auch nach seinem Tod das Haus prägt, wird zitiert: „Man braucht doch nur an die Mietgesetzgebung in der Bundesrepublik denken – was ist das anderes als Klassenkampf?“ Seine Tochter ist eine der Unterzeichner*innen. 

 

Unterstützt wird der offene Brief zudem von 20 Initiativen und knapp 150 Unterstützer*innen, darunter große Namen und wichtige lokale Akteur*innen. Aus der Bildenden Kunst haben unter anderen Wolfgang Tillmans, Candice Breitz, Katharina Grosse sowie Anselm Franke und Stephanie Rosenthal unterzeichnet. Auch in den Darstellenden Künsten ist die Unterstützung prominent. Unter anderen unterstützen den offenen Brief Daniel Barenboim, Frank Castorff, Corinna Harfouch, Alexander Kluge, Shermin Langhoff und Clemens Schick.

 

Die Gemeinschaft der Künstler*innen und Gewerbetreibenden plant für Freitag den 22. Juni ab 18h ein Hoffest in der Muskauer Straße 24. Unter anderem wird Corinna Harfouch aus Texten Heiner Müllers lesen.  

 


Auszüge aus dem offenen Brief:

 

Jetzt hat es auch die beiden Hinterhöfe der Muskauer Straße 24 in Kreuzberg getroffen. Der Besitzer des Gebäudes Herr Verowski, vertreten durch die familieneigene Hausverwaltung Biddex mit den Geschäftsführern Maximilian und Robert Verowski, will mitverdienen bei dem Boom, will „ortsübliche Mieten“ verlangen, spricht von „wirtschaftlichen Interessen“ und einem „guten Angebot“, nachdem er kurzerhand allen Mietparteien gekündigt hat, um ihnen im gleichen Zug dieselben Räume (ohne Instandsetzung o.ä.) für 300 Prozent Aufschlag wieder anzubieten.

 

Die Mieter*innen des Quergebäudes Muskauer Straße 24 sind wir: eine echte Kreuzberger Mischung aus freien Ateliers und geförderten Ateliers des bbk (berufsverbands bildender künstler*innen), sozialem Unternehmertum und künstlerischen Produktionsstätten, die seit

über drei Jahrzehnten besteht. Hier gingen mehrere Generationen von Berliner Künstler*innen ihrer Arbeit nach, in manchen der Ateliers wurde Berliner Geschichte geschrieben – der Dramatiker Heiner Müller verfasste hier seine letzten Arbeiten. Viele international bekannte Fotograf*innen machen hier ihre fotografischen Abzüge. Die Social Impact gehört europaweit zu den renommiertesten Agenturen zur Entwicklung sozialer Innovationen. Weit mehr als 300 erfolgreiche Sozialunternehmen haben ihre Anfänge in der Muskauer Straße 24 genommen.

 

„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ (Art. 14, Abs. 2 Grundgesetz)

 

Wir fordern vom Eigentümer des Gewerbehofes Muskauer Straße 24: Werden Sie dem Artikel 14 des Grundgesetzes gerecht. Die Muskauer Straße 24 wurde von Ihnen äußerst günstig erworben und über Jahre hinweg größtenteils durch die Mieter*innen in Stand gesetzt und in Schuss gehalten. Mit Ihrer disproportionalen Mieterhöhung zerstören Sie unwiederbringlich Existenzen und das, was Kreuzberg und damit Ihr Gebäude wertvoll macht. Herr Verowski, zeigen Sie Verantwortung und machen Sie ein für alle Beteiligten

realistisches Angebot!

 

Wir fordern vom Berliner Senat in dieser Krisensituation, endlich Verantwortung zu übernehmen. Wir fordern einen wirksamen Milieuschutz für Kleingewerbe und soziokulturelle Einrichtungen und zwar mit sofortiger Wirkung! Die politische Verantwortung darf

nicht weiter einfach an den Bund delegiert werden, sondern es müssen auf Senats- und Bezirksebene ab sofort robuste Zwischen- und Umgehungslösungen erarbeitet werden.

 

Wir in Kreuzberg wehren uns - Wir gehen hier nicht weg!

 

Offenen Brief der Mieter*innen runterladen.

 


Presseberichte

Tagesspiegel Newsletter: BVV unterstützt Kunstgewerbetreibende der Muskauer Straße (28.06.2018)

 

Tagesspiegel Newsletter: M24 bleibt: Hingehen zum Hoffest in der Muskauer Straße

 

Berliner Woche: Künstler kämpfen um die Muskauer Straße 24 (15.06.2018)

 

Neues Deutschland: Gentrifizierung essen Kunst auf (09.06.2018)

 

Berliner MorgenpostVerdrängung in Kreuzberg: Häuserkampf mit Filmstar (07.06.2018)

 

Tagesspiegel Newsletter: Gefahr für Kunst- und Gewerbehöfe mit jahrzehntelange Geschichte (07.06.2018)

 

Berliner ZeitungKündigungen verschickt Prominente unterstützen Mieter in Muskauer Straße (06.06.2018)

 

Berliner Morgenpost: Prominenten-Protest gegen Verdrängung an der Muskauer Straße (06.06.2018)