Wie funktioniert ein Google Campus?

Hier: Der Google Campus in London

 

Erster Anlaufpunkt ist das Café im Erdgeschoss. Um dies nutzen zu können ist es notwendig Mitglied zu werden. Es besteht die Möglichkeit eine Aufnahmebestätigung direkt am Eingangsbereich zu erhalten. Die Mitgliedschaft ist in der Grundversion kostenlos.

 

Im Google-Campus London sollen seit der Gründung 2012 über 70.000 Besucher beigetreten sein, wie James Cook, Technologieredakteur

bei Business Insider UK, berichtet. Im Café gibt es eine sehr schnelle WLAN-Verbindung – angeblich die schnellste Londons – und hochpreisige Biogerichte. Das Café ist der Mittelpunkt der Einrichtung. Reihen von harten, eckigen Holzsitzen und eine knappe Zahl Steckdosen führten dazu, dass man ständig abgelenkt werde, anstatt Arbeit zu erledigen. Laut Cook ist es für die Besucher fast ausgeschlossen, dort einen Tag zu verbringen, ohne jemandes Visitenkarte zu bekommen. Wer keine Kopfhörer trägt, wird angesprochen.

Laptops sind ständig zur Seite gedreht, um zu zeigen, woran man arbeitet. Wenn eine Website umgesetzt werden soll, ist dies ein

großartiger Ort, um das Konzept zu präsentieren. Und falls man sich nach Verbindungen umschauen will, ist dies der Networking-Spot. Manch einer soll seinen aktuellen Job bei der Arbeit im Café gefunden haben.

 

 

Mural at Google Campus cafe

People working at Google Campus’ lower ground café, a section of the seven-storey building where people can co-work free of charge. It is located in East London’s Tech City near Old Street station.

 

@MaryG_MU

 


 

In London betreibt die Firma Techhub die nächsten beiden Stockwerke als Coworking Space. Wenn jemand sagt, er arbeite im Google-Campus, wird dies zumeist dort sein. Techhub ist ein Standardgroßraumbüro. Es besteht aus zwei Etagen mit nahezu identischen Layouts. Es gibt einen großen Schreibtisch- und einen "Hotdesking"-Bereich, in dem man spontan zusammenkommen kann. Einen eigenen Schreibtisch bei Techhub zu mieten, bietet gegenüber dem Café zahlreiche Vorteile. Wer hier einzieht, kann zusätzliche Monitore aufstellen und seine Arbeitsmaterialien über Nacht liegenlassen. Der Mietpreis für Schreibtische bei Techhub ist höher als in den meisten Büros, er liegt derzeit zwischen £ 275 und 350 pro Monat zzgl. Umsatzsteuer, – zu hoch für viele Startups. Sobald ein Unternehmen vier oder fünf Mitarbeiter beschäftigt, zieht es aus dem Campus weg in eigene Räume. In der Regel sind die Mieter über Google per ultraschneller Datenleitung mit dem Internet verbunden und haben folglich eine IP-Adresse in Mountain View im kalifornischen Silicon Valley. Inwieweit Google so ihre Metadaten erheben kann, ist nicht bekannt.

 

Ganz oben, an der Spitze sozusagen, steht der sogenannte Seedcamp-Beschleuniger, eine Förderung für Startups, an denen Google besonderes Interesse hat. Alle Unternehmen, die von Google in dieses Programm aufgenommen wurden, können hier arbeiten. So stellt sich der Google Campus als hausgroße Auswahlmaschine dar. Unten kommen die Startup-Enthusiasten rein, und oben bleiben die für Google interessantesten Gründer übrig. Dazwischen dreht sich alles um Netzwerk und Finanzierung. Keine Spur von Wissenschaft, wie der Name suggeriert, es geht ums Geschäft. Aber Google will dabei – wie immer – auch noch gut aussehen. Die Firma wirbt für seine  Campusse stets mit einem Programm für "Mompreneurs", also Startup-Gründerinnen, die Mütter sind. Bei näherem Hinsehen handelt es

sich hier aber nur um einen Basiskurs, dessen einzige Besonderheit ist, dass die Babys mitgebracht werden dürfen. Das zielt eher auf positive Außendarstellung für Google ab, denn ernsthafte Hilfe zu bieten. Deswegen scheint sich das Interesse an diesem Programm auch in Grenzen zu halten: In keinem der bislang sechs Google-Campusse steht es derzeit im Kalender.

 

 

Google Campus-6 

A month in London, Jan 2013.

 

@Katchooo

Google Campus-6