Wohli

Die Hausgemeinschaft des Hauses Wiener Straße 22, Ohlauer Straße 2 mit der Madonna Bar und dem Tabac & Whisky Center fordern die Ausübung des Vorkaufsrechts durch den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. 

 

Wohli steht für Wiener, Ohlauer und den Wohlfühlfaktor dort zu leben. 

 

Madonna Bar bei Facebook

 

Diese Seite ist in Form einer Timeline aufgebaut. Das bedeutet, das Neuste steht an erster Stelle.


Mittwoch, 11.08.2020

 

Ziemlich überraschend für die Mieter*innen der Wiener Straße 22, Ohlauer Straße 2 hat die Käuferin Anfang August 2020, lange vor dem eigentlichen Fristablauf, eine Abwendungsvereinbarung unterzeichnet. Schade, die Selbstbaugenossenschaft hatte großes Interesse gezeigt das Haus zu übernehmen. Und doch ist es ein Erfolg für die Mieter*innen. Denn ohne ihren Einsatz gäbe es diese Abwendungsvereinbarung nicht. Darüber hinaus sind sie als Hausgemeinschaft zusammengewachsen. 


Unterstützung von Canan Bayram (MdB)

Vorkaufsrecht für die „Wohli“

 

Canan Bayram hat einen Brief an den Finanzsenator, Dr. Matthias Kollatz, geschrieben, um ihn um Unterstützung zu bitten, damit ein Vorkauf zugunsten einer Genossenschaft gelingen kann.

 

Auszug aus dem Schreiben:

In der Wienerstraße 22 / Ohlauerstraße 2 lebt eine bunt gemischte Mieter*innengemeinschaft. Die Mieter*innen dieser kooperativen Hausgemeinschaft sind in ihrem Kiez verankert und engagieren sich; teilweise leben sie schon seit 1964 dort. Insgesamt gibt es vier Gewerbeeinheiten im Haus, u.a. die Kiezkneipe „Madonna Bar“, die dort schon seit 1984 beheimatet ist. Die Verdrängung der Menschen und des Gewerbes wären für die Bewohner*innen, aber auch für den ganzen Kiez, ein herber Schlag. Die Mieter*innen hoffen jetzt auf Ihre Unterstützung zur Rettung ihres Zuhauses.

 

Ich bitte Sie, sich für die Mieter*innengemeinschaft und die Vorkaufsrechtsausübung einzusetzen, um die Menschen vor Verdrängung und Spekulation zu schützen.

 

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TAZ (06.08.2020)

Das Ziel heißt Selbstverwaltung

 

Die Zeit läuft. Das weiß auch Karsten Kirmse, den sie hier nur als Kalle kennen. Kalle, der die Madonna-Bar betreibt – diese Kreuzberger Kiezinstitution, die mit dem Roman „Herr Lehmann“ literarisch verewigt und wegen ihres barock anmutenden Deckengemäldes oft gerühmt wurde. 36 Jahre gibt es sie jetzt.

 

Kalle Kirmse und das Madonna fanden einst über eine Annonce in der Zweiten Hand zusammen, den „Ebay-Kleinanzeigen“ der digitalen Vorkriegsgeneration. „Kreuzberger Szenekneipe zu verkaufen“, stand darin. Und eine Telefonnummer. 1995 war das.

 

(...)

 

„Früher wussten wir alle etwas voneinander im Haus. Das hat sich über die Jahre geändert. Das hab ich nie jemandem übel genommen. Und jetzt fügt sich das Leben im Haus wieder zusammen“, sagt Christa Hartmann. „Ich finde es Wahnsinn, was hier aus der Not entstanden ist!“ In der Wohli leben Bewohner aus acht Jahrzehnten. Freiberufler, Lebenskünstler, Rentner, Familien, WGs. Seitdem der Brief der Asum kam, trifft sich die Kreuzberger Mischung der Wohli regelmäßig, auch im Madonna. Es gibt viel zu besprechen. Ein neuer Brief kam – von der neuen Hausverwaltung. Man solle sich keine Sorgen machen, steht dort sinngemäß. Gern stelle man sich vor – zumindest schriftlich. Auf eine persönliche Einladung der Bewohner wurde hingegen nicht reagiert.

 

(...)

 

Eine Genossenschaft hat sich bereit erklärt, einzuspringen. Zehn Prozent des Kaufpreises müsste die Hausgemeinschaft als Eigenanteil aufwenden. Bei einem mittleren einstelligen Millionenbetrag ist auch das nicht gerade wenig. Dafür müssen alle mitmachen. Das Ziel heißt Selbstverwaltung für ein Haus, dessen Bewohner sich untereinander bis vor Kurzem kaum kannten.

 

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Gesellschafter der Dahme Immobilien GmbH & Co. KG, eigene Recherche. Quelle: Handeslregisterauszüge Stand 18.07.2020
Gesellschafter der Dahme Immobilien GmbH & Co. KG, eigene Recherche. Quelle: Handeslregisterauszüge Stand 18.07.2020

Die Häuser Wiener Straße 22 / Ohlauer Straße 2 wurden von der Dahme Immobilien GmbH & Co. KG gekauft. Dahinter stehen zwei Firmen aus der Schweiz: die Dahme Immobilien AG und die Pensionskasse der UBS. Laut Wikipedia zählt die UBS zu den weltweit größten Vermögensverwaltern. Die Bank gehört zur Gruppe von 30 Großbanken, die vom Finanzstabilitätsrat (FSB) als systemisch bedeutsame Finanzinstitute (systemically important financial institution) eingestuft wurden. 

 

Eigentlich sind Pensionskassen ja keine Heuschrecken, die auf schnelle Rendite aus sind. Das Problem sind diejenigen, die die Immobilien verwalten. Mit Blick auf die Geschäftsführung der Dahme Verwaltungs GmbH, Michael Krzyzanek, wird dann doch schnell klar, wohin die Reise geht. Michael Krzyzanek ist u.a. Geschäftsführer bei der Deutsche Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH. Das ist die Firma, die fast einen ganzen Straßenzug in der Oranienstraße ihr Eigen nennt. Von dort und auch aus anderen Häusern, die mit der Deutschen Invest zu tun haben, hören wir von Zweckentfremdung und hohen Betriebskosten. Ein anderes Haus berichtet von einem Todesfall in einer Unterkunft für wohnungslose Menschen, der zwei Wochen lang unbeachtet blieb – obwohl sich die Mieterschaft mehrfach bei der Hausverwaltung über Geruchsbelästigungen und Rattenbefall beschwerte. Einen Monat nach dem Vorfall war der Raum noch im gleichen Zustand wie an dem Tag, an dem die Leiche abtransportiert worden war …

 

Den Bewohner*innen der Wiener Straße 22, Ohlauer Straße 2 und dem Maybachufer 17* (Neukölln) wäre daher sicher wohler, wenn ihre Häuser an die Öffentliche Hand gingen. 

 

 

* Wie wir bei der Kundgebung am 28.07.2020 erfahren haben, ist auch das Haus Maybachufer 17 vom dem o.g. Investor gekauft worden. 


Tagesspiegel Leute Newsletter (30.07.2020)

Protestzug gegen Verdrängung von der Wiener Straße 22 zur Wrangelstraße 83

 

Das Eckhaus gegenüber vom Spreewaldplatz wurde laut Recherchen der Initiative GloReiche an die Immobiliengesellschaft einer Schweizer Großbank verkauft. Die Dahme Immobilien GmbH, Käuferin des Hauses, gehöre zur Schweizer Großbank UBS, die wiederum mit der Deutschen Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft verzweigt sein soll.

 

Sucht man im Netz nach den Gesellschaften, fällt auf, dass die Firmensitze in Charlottenburg-Wilmersdorf direkt nebeneinander liegen: Kaiserin-Augusta-Allee 113 (Dahme Immobilien GmbH) und Kaiserin-Augusta-Allee 112 (Berliner Niederlassung der Deutschen Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft). Außerdem haben sie denselben Geschäftsführer. Ein Unterschied: Die Dahme Immobilien GmbH führt nur eine Adresse aka Briefkasten, keine Telefonnummer. So hält man sich wohl lästige Fragen vom Hals.

 

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Tagesspiegel Leute (30.07.2020)

Mieter und Gewerbe hoffen auf Vorkaufsrecht

 

Unter dem Motto „Kreuzberg ist kein Kaufhaus“ zogen am Dienstagabend mehr als hundert Betroffene und Interessierte am durch den Kiez am Görlitzer Park. Der Grund: Das Eckhaus Wiener Straße 22/ Ohlauer Straße 2 und die Wrangelstraße 83 wurden an Gesellschaften mit verzweigten Firmenstrukturen verkauft. Neben der Mietergemeinschaft fühlen sich auch die im Haus befindlichen Gewerbe bedroht: das „Tabac&Whisky Center“ und die alteingesessene Kreuzberger „Madonna-Bar“ mit dem barocken Deckengemälde, die es seit 1984 gibt. 

 

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Kundgebung & Demo am 28.07.2020

Unter dem Motto „Kreuzberg ist kein Kaufhaus“ zogen rund 400 Menschen am Dienstagabend vom Reichenberger- in den Wrangelkiez. 

 

Die Forderung der Mieter*innen der Wiener Strasse 22, Ohlauer Straße 2 und Wrangelstaße 83 ist eindeutig: Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg soll für das Vorkaufsrecht ausüben um zu verhindern, dass die Häuser an Investoren und Fondsgesellschaften gehen. 

 

 

Die Demoroute führte über die Görlitzer Straße an der von Verdrängung bedrohten Pizzeria De Noantri vorbei und endete vor der Wrangelstraße 83.

Fotocredits: elektropunk  


Twitterperlen




rbb24 (28.07.2020)

Aus dem Nachrichten Überblick

 

Mieter*innen der Wiener Straße 22 und Ohlauer Straße 2 in Kreuzberg haben am 28.07.2020 gegen den Verkauf Ihrer Häuser an Dahme Immobilien GmbH & Co. KG protestiert. Hinter der Dahme Immobilien stehen zwei Firmen aus der Schweiz: Die Dahme Immobilien AG und die Pensionskasse der UBS. 



Neues Deutschland, 27.07.2020

Gegen ein Investorenkaufhaus Kreuzberg

 

Mieter zweier Häuser demonstrieren für die Ausübung des Vorkaufsrechts durch den Bezirk

 

Bei den 35 Mietern des Wohnhauses an der Ecke Wiener und Ohlauer Straße geht die Angst vor Verdrängung um, nachdem sie vor zweieinhalb Wochen erfahren haben, dass der Altbaukomplex in Kreuzberg einen neuen Eigentümer hat. Dass ein Haus verkauft werde, sei ja »in Ordnung«, sagt Karsten Kirmse, einer der Mieter und zugleich Betreiber der legendären »Madonna Bar« im Erdgeschoss. Sorge bereitet ihm aber der Käufer der Immobilie in Bestlage.

 

Nach Recherchen der Kiezinitiative GloReiche Nachbarschaft ist die neue Eigentümerin, die zum Firmengeflecht der Pensionskasse der Schweizer Großbank UBS gehörende Dahme Immobilien GmbH, über ihren Geschäftsführer »eng verbandelt« mit der Deutschen Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft. Und mit der sei alles andere als gut Kirschen essen, sagt GloReiche-Aktivistin Coni Pfeiffer: »Aus Häusern, die von der Deutschen Invest gekauft wurden, hören wir von Zweckentfremdung und hohen Betriebskosten. Die sind dafür bekannt, dass sie, sobald sie die Möglichkeit hierfür haben, die Daumenschrauben anziehen.«

 

 

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Ein Resümee über bald 60 Jahre im Kiez in der Wiener Str. 22

Eigentlich erstreckt sich meine Kiezkarriere ja schon über 79 Jahre, da ich in der Skalitzer Straße aufgewachsen bin. Die Liebe zu "unserem" Haus beginnt etwas später, nämlich als ich Erwin kennen gelernt hatte und wir den Bund der Ehe eingingen, wie es früher so schön hieß. Der Beginn unserer Ehe 1962 wurde überschattet vom Mauerbau, indem viele Verwandte unserer Hochzeit nicht beiwohnen konnten. Durch einen glücklichen Umstand konnten wir jedoch bald in unser "Wolkenkuckucksheim" hier unterm Dach einziehen und täglich, oft mehrmals, 104 Stufen erklimmen, was uns bis zum heutigen Tage als zusätzliches Fitnessprogramm dient, mit Einkäufen oder Kohle beladen ganz besonders.

 

Den Nachkriegsumständen geschuldet, teilten wir uns die Wohnung mit einem älteren Ehepaar, wir hatten eine Stube und Küche für uns und eine gemeinsame winzige Toilette, die uns jedoch luxuriös erschien in Anbetracht dessen, dass ich in meiner Jugend mit einer Toilette auf halber Treppe vorliebnehmen müsste, die von 3 Mietparteien bevölkert wurde und in den kalten Wintern

damals oft einfror.

 

Als nach 4 Jahren friedlichen Wohnens die Mitbewohner auszogen, weil die Treppen zu beschwerlich wurden, hatten wir statt Stube, Küche und gemeinsamer Toilette plötzlich 3 Zimmer und unsere inzwischen 3 und 1 Jahr alten Kinder ein eigenes Kinderzimmer

und wir ein eigenes Schlafzimmer. Das wurde noch getoppt dadurch, dass wir, mangels Badezimmer, eine Duschkabine in die Küche stellten. Zuvor fand das Badefest in einer großen Plastiksitzbadewanne statt, die danach noch fleißig genutzt wurde, wenn das Dach wiedermal undicht war, und wir auch alle verfügbaren Schüsseln und Töpfe unter das triefende Dach stellten, um die Wohnung halbwegs trocken zu halten. Auch heute laufen wir noch nach Regengüssen hoch, um nach dem Rechten zu sehen. Irgendwie hat sich das eingeschlichen, dass wir uns für vieles in "unserem" Haus verantwortlich fühlen, um Schaden abzuwenden oder zu begrenzen, sei es ein selbst eingebautes Schloss nach Kellereinbruch, eine Glühbirne auswechseln oder mal die Treppenreinigung übernehmen, wenn Urlaub angesagt war. Für Handwerker waren wir eine Anlaufstelle und luden auch zur Pause in die Wohnung ein. Eine Mieterversammlung in unserer Wohnung brachte das Aus für die zahlreichen Modernisierungsabsichten des neuen Eigentümers, nicht solange danach folgte der nächste Eigentümer, wir haben sie alle überdauert.

 

Auch das Polizeirevier war jahrelang im 1. Stockwerk ansässig war bescherte uns manch schlaflose Nacht, wenn in der Ausnüchterungszelle randaliert wurde, das war dem Schichtdienst meines Mannes bei der BVG manchmal abträglich, aber verkraftbar, wir waren ja noch jung. Mal wurde ein Flüchtiger von der Polizei durchs Treppenhaus verfolgt und bezahlte das mit einer

großen Blutlache im Hof und seinem Leben, weil er in seiner Bedrängnis durch das oberste Flurfenster gehechtet war.

 

Einmal kam eine noch heißere Hitzewolke auf unsere Fenster zu bei schon schwülem Sommerwetter, da brannte das Hauptportal der Görlitzer Bahnhofsruine. Wir wunderten uns, dass die Feuerwehr es mit dem Löschen gar nicht eilig hatte, da war der Abriss wohl bereits beschlossene Sache. Anstelle des Bahnhofs entstand dann das Spreewaldbad, da ließen die Presslufthämmer das ganze Haus erzittern, und im Geschirrschrank klirrte es. Als das Bad dann endlich zum Baden einlud, war es auch eine Fitnessquelle für meinen Mann nach Herzinfarkt und Schlaganfällen. Ein weiteres Highlight der damals noch drogenfreie Görlitzer Park, der uns als gerade werdende Großeltern schon für kommende Ausfahrten geeignet schien. Unsere 3 Enkel, die wir sehr viel hier haben durften, lernten den Park mit seinen Spielplätzen auch schätzen und kuckten hier gerne aus dem Fenster. Ich weiß gar nicht bei wie vielen Feuerwerken wir hier oben Logenplätze hatten, sodass uns Silvester schon gar nicht mehr interessiert.

 

Interessieren wird uns aber immer unser altes, ehrwürdiges Haus. Die Haltestelle direkt vor der Haustür hat auch nicht jedes Haus und mittlerweile so viele Einkaufsmöglichkeiten, Lokale und

 

und und .... 

Früher fuhr die Straßenbahn noch um den Spreewaldplatz herum, hatte hier Endstation. Die DDR Zeit brachte ihre Einschränkungen mit sich, der Pluspunkt hier war die nahe Post, da hatte man es nicht weit, die vielen gepackten Päckchen für den großen Verwandtenkreis in der DDR wegzubringen Wir haben in diesem Haus Freud und Leid gesehen, mit so manchem alten Mieter mitgelitten. Besonders emotionell wurde es, wenn alte Mieter das Haus aus unterschiedlichen Gründen verlassen haben oder zu ihrer letzten Ruhestätte getragen wurden. Jetzt kann es uns bald treffen, und vor allem meinem nicht mehr so fitten Mann graut es davor, einen Ortswechsel vollziehen zu müssen.

 

Freud und Leid hat dieses Haus mit uns geteilt, auch das Lachen und Weinen unserer Kinder und Enkelkinder, viele frohe Feste. Nun gehören wir, die einstmals als die Jüngsten hier einzogen, selbst zum alten Eisen, und wir erinnern uns gerne an viele Begebenheiten und Gespräche. Heute zählen andere Begebenheiten, z. B. dass verschiedene Mieter in der schlimmsten Corona-Isolierung uns Einkaufshilfe anboten. Doch wir hatten in Kindern und Enkelkindern einen perfekten Lieferdienst. 

 

Wir wären dankbar, wenn wir noch viele zauberhafte Sonnenaufgänge, frischergrünte Bäume und überhaupt die große Weite hier oben überblicken können, in Coronazeiten hatten wir so doch auch den Frühling im Haus. Die Vögel wecken uns morgens mit ihrem Gesang schon in der Frühe, was wollen wir mehr? Wir hatten nie das Gefühl, als würde uns etwas fehlen, vielleicht, weil wir es in unserer Kindheit nicht kennengelernt haben, weil es damals noch nicht der gängige Standard war. Wir haben uns noch in einer Waschschüssel gewaschen, weil wir einen Ausguss hatten, für den es nicht mal einen Stöpsel gab. Unsere 5 Stockwerke sehen wir immer noch für die Gesundheit als Positivfaktor, obwohl es meinem kranken Mann jetzt äußerste Anstrengung abverlangt, aber er schafft es immer noch mit seinen 83 Jahren. Ärzte sagten ihm nach dem 2. Schlaganfall, er würde im Rollstuhl sitzen, wenn er nicht all die Jahrzehnte seine Muskeln so gekräftigt hätte durch das Treppensteigen. Sogar die Kohlen aus dem Keller hoch zu tragen, sehe ich als Sport an, die Enkelkinder hoch zu tragen hat aber noch viel größere Freude gemacht. Einen Fahrstuhl hätten wir als überflüssigen Luxus angesehen, wären vielleicht frühzeitig fusslahm geworden und würden uns vielleicht schon die Radieschen von unten ansehen. Wir finden immer noch, die Strahlwärme eines Kachelofens ist durch nichts zu ersetzen, obwohl das beinahe abartig klingt. Natürlich ist uns schmerzlich bewusst, dass, aus Umweltgründen, dieser Luxus für uns auch mal ein Ende haben muss. Ich weiß, unsere Denke ist für die meisten sehr schwer nachvollziehbar, für uns aber Realität. Wenn unser kleiner Enkel mich früh um 5 weckte und mich aufforderte: "Komm Oma, wir machen Feuer" und dann selig auf dem Fußboden vor dem Ofen lag und den züngelnden Flammen zusah, war das reinste Lagerfeuerromantik, die wir hier jeden Tag haben konnten. 

 

Die harten Mauerjahre haben wir hier erlebt und ertragen müssen und danach die unermessliche Weite des Umlandes genießen dürfen. Auf ein an Erlebnissen reiches Leben können wir nun, in unseren schon fortgeschrittenen Jahren, zurückblicken. Das würden wir auch all den jungen Leuten wünschen, die jetzt das Haus mit Leben füllen, sodass wir uns auch wieder mal am Kinderplappern schon der nächsten Generation erfreuen dürfen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass jetzt eine Generation das Haus bevölkert, die viel Eigeninitiative an den Tag legt, sehr engagiert ist und sich die Butter nicht vom Brot nehmen lässt, wenn sich denn einer mit ihnen anlegen sollte, der muss sich dann warm anziehen. Macht weiter so, ihr Kämpfer, ihr seid der beste Schutz unseres altehrwürdigen Hauses, dann wird es noch steinalt werden und manch einer kann sich die Zähne daran ausbeissen.

 

Die Geschäfte, die dem Haus das Gesicht geben, sind aus dem Kiez nicht mehr wegzudenken, allein die Madonna Bar möchte ich schon als altehrwürdige Institution bezeichnen, man müsste sie erfinden, wenn es sie nicht schon gäbe und unter Denkmalsschutz stellen!!

 

Christa H., Wiener Str. 22

 



Blogbeitrag von elektropunk bei elektro smog berlin (Auszug)

 

Das Eckhaus Wiener Str. 22 / Ohlauer Str. 2 ist verkauft worden. Das bedeutet für viele langjährige Bewohner sowie für das Madonna und den Spiritousen-Laden „Tabak-Center“ mittelfristig deutlich höhere Mieten oder Verdrängung.

 

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In dem Blogbeitrag haben wir den neben dem Comic "Flaschenkinder" von Tim Dinter auch gelesen, dass das Madonna durch den Debüt Roman von Sven Regener "Herr Lehmann" über die Grenzen von Berlin hinaus Bekanntheit erreicht hat. 


Kreuzberg ist kein "Kaufhaus"! Kundgebung und Demonstration am Dienstag, den 28. Juli 2020 

 

In dem Eckhaus Wiener Straße 22/ Ohlauer Straße 2 sind nicht nur 35 Menschen betroffen, die zum Teil bereits seit 1964 dort wohnen, sondern auch echte Institutionen im Kiez, u.a. die Kiezkneipe Madonna Bar Berlin und das "Tabac&Whisky Center".

 

Die Wrangelstraße 83 (Willi wollt's anders) wurde gegen den Willen des verstorbenen Eigentümers Willi Kolberg verkauft. Er hatte in seinem Vermächtnis klargestellt: "Ich wünsche auf gar keinen Fall, dass meine Häuser verkauft oder anderweitig veräußert werden. Sie sind mein Lebenswerk."

 

Zeitplan:

  • 18 Uhr Auftaktkundgebung vor der Madonna-Bar
  • ca. 19 Uhr Demo vorbei an weiteren, akut von Verdrängung betroffenen Objekten bis zur Wrangelstraße 83
  • ca. 19.30/19.40 Uhr Abschlusskundgebung vor der Wrangelstraße 83
  • ca. 20 Uhr Konzert: THE KAVE SOFFSKI SHOW (Reggae/Ska/Punk/Rock/Rap)

#Wiener22 #Ohlauer2 #Wrangel83 #Vorkaufsrecht #Wohli #Williwolltsanders

 


Am 22.07.2020 war bei der Hausgemeinschaft Wiener Straße 22/ Ohlauer Straße 2 Banner malen angesagt und die Vernetzung mit anderen Häusern und Inis ist auch angelaufen.

 

Merkt euch schon mal den Dienstag, 28.07.2020 - 18 Uhr vor: Kreuzberg ist kein "Kaufhaus"! Kundgebung und Demonstration


Eckdaten des Hauses:

Baujahr: ca. 1905

Wohnungen: 16

Gewerbeeinheiten: 4

Bewohner*innen: 35

Altersstruktur: 0 – 80 Jahre

Milieuschutz: Ja

Verkäuferin: Privatperson

Käuferin: Dahme Immobilien GmbH & Co. KG

Prüfung Vorkaufsrecht Bezirk: 30. August 2020 (Stichtag)

 

Besonderheiten:

Das längste Mietverhältnis besteht seit 1964. 

 

In der Wiener Strasse 22 ist die legendäre Madonna Bar seit 1984 und in der Ohlauer Straße 2 ist das "Tabac/Whisky Center" beheimatet. Zwei echte Institutionen im Kiez.